Zitat Epiktet: “ es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen“
Für viele Menschen ist Stress ein ständiger Begleiter. Laut Umfragen gibt jeder Vierte in Deutschland an, häufig gestresst zu sein. Doch weder unsere natürliche Reaktion auf belastende Situationen, noch die herkömmlichen Methoden und Tipps zur Stressbewältigung, führen in der Regel zu einer echten, langfristigen Entlastung. In diesem Blogbeitrag möchte ich nicht nur erklären, warum das so ist, sondern dir auch einen Weg zeigen, wie du Stress dauerhaft reduzieren kannst. Wir werfen dabei einen Blick auf die tieferen, inneren Ursachen von Stress und wie durch das Verändern von Denkmustern Stress sogar verhindert werden kann.
Stress bezieht sich häufig auf den Umfang und die Dringlichkeit unserer Aufgaben: „Ich muss den Bericht fertigstellen, die Steuererklärung abgeben, der Hausverwaltung schreiben…“ Viele Tipps um Stress zu reduzieren zielen daher darauf ab, Aufgaben effizienter zu bewältigen und das lähmende Gefühl der Überforderung zu verringern. Doch nur weil wir mehr Aufgaben schneller bewältigen können, bedeutet das nicht unbedingt, dass der Stress aufhört. Wer beispielsweise Schwierigkeiten hat, „Nein“ zu sagen, wird sich wahrscheinlich bald mit neuen, zusätzlichen Aufgaben wiederfinden.
Häufig bezieht sich Stress aber auch auf eine emotional belastende Situation, wie z.B. einen Konflikt in der Familie oder im Job. Methoden, wie z.B. Sport oder Entspannungstechniken können hier helfen, die körperlichen Auswirkungen von Stress zu reduzieren. Die Entstehung von Stress kann dadurch allerdings nicht verhindert werden. Solange die stressauslösende Situation besteht, werden wir weiterhin Frust und Ärger empfinden, wenn jemand unsere emotionalen Knöpfe drückt.
Wenn wir Stress loswerden wollen, reagieren wir automatisiert mit den Methoden unserer Vorfahren: Kampf oder Flucht. Zwar kämpfen oder flüchten wir heute meist nicht mehr physisch, aber indem wir z.B. streiten oder den Kontakt zu einer Person vermeiden, versuchen wir die belastende Situation und den daraus resultierenden Stress loszuwerden. Aber auch die äußere Situation zu verändern, funktioniert meist nur teilweise oder kurzfristig, wenn es darum geht Stress zu reduzieren. Denn in ähnlichen Situationen geraten wir noch immer unter Stress. Den kritischen Chef sind wir los, dafür haben wir als Selbstständiger nun vielleicht einen ebenso kritischen Auftraggeber. Oder wir haben plötzlich neue Probleme, die zusätzlichen Stress erzeugen – z.B. Geldsorgen, weil wir einen Rechtsstreit führen.
Wir sind zwar immer der Überzeugung, dass unsere Umwelt unseren Stress erzeugt, die eigentliche Ursache von Stress liegt jedoch in unserer Gedankenwelt. Wie sonst könnte es sein, dass die gleiche Situation verschiedene Menschen unterschiedlich stresst: Der eine genießt, bei einem öffentlichen Auftritt im Mittelpunkt zu stehen, ein anderer kann schon Wochen vorher nicht mehr schlafen und leidet unter Versagensängsten. Was in der gleichen Ausgangssituation Menschen individuell unterscheidet, sind ihre Gedanken, Bewertungen und Einstellungen. Frühere Erfahrungen, der Einfluss und Wertekosmos von Eltern, Freunden und der Gesellschaft, all das entscheidet darüber, wie wir Erlebnisse bewerten und damit auch darüber, wie stressig wir eine bestimmte Situation empfinden.
Simone ist glücklich in ihrem Job. In letzter Zeit ist ihr Chef jedoch häufig gereizt. Sie befürchtet, seinen Anforderungen nicht mehr zu genügen und ihren Job womöglich zu verlieren. Sie macht Überstunden, arbeitet auch am Wochenende und liegt nachts wach. Im Coaching wird ihr klar, dass sie ganz allgemein ein gereiztes Verhalten anderer Menschen stark verunsichert. Sie erinnert sich, dass ihr Vater oft gestresst und gereizt aus der Arbeit kam. Zwischen den Eltern kam es dadurch häufig zu Streit. Als sie sich schließlich trennen, verliert Simone nahezu völlig den Kontakt zum Vater.
Mit Hilfe von EMDR (hier kannst du mehr über diese hochwirksame Methode erfahren) kann sie einige dieser Erinnerungen verarbeiten. In der Folgezeit bemerkt sie, dass sie unabhängig vom Verhalten ihres Chefs mehr bei sich bleiben kann und gelassener ist. Sie findet dadurch den Mut und das Selbstbewusstsein, ihren Chef auf die Situation anzusprechen und ihre Arbeitssituation zu verbessern.
Unsere Reaktionen auf stressauslösende Ereignisse werden überwiegend von unseren unbewussten Überzeugungen geprägt. Wenn wir diese einschränkenden Überzeugungen identifizieren und hinterfragen, können wir auch in stresserzeugenden Situationen eine für uns gesündere Perspektive einnehmen. Zum Beispiel kann eine Veränderung von „Ich darf nicht versagen“ zu „Ich tue mein Bestes“ den unangemessen hohen, inneren Druck auflösen, auch wenn der äußere Stress weiter besteht.
Der Schlüssel liegt also darin, sich bewusst zu werden, welche inneren Überzeugungen Stress verursachen und diese nach Möglichkeit durch realistischere und positivere Gedanken zu ersetzen. So können emotionale Reaktionen auf Stressoren nachhaltig verändert werden und wir werden insgesamt gelassener und widerstandsfähiger.
Stress bewusst wahrzunehmen kann eine Chance sein, unsere tieferen Programme aufzudecken.
Die folgenden Fragen können dir helfen, mehr Klarheit über persönliche Stressmuster zu gewinnen:
Nutze am besten ein Stresstagebuch oder Journal für deine Reflektionen.
Ich hoffe, ich konnte dich dazu inspirieren, deine persönlichen Stressoren ein wenig genauer anzusehen. Die individuellen Stressmuster zu kennen und aufzulösen bedeutet, zu mehr inneren Gelassenheit und Freiheit zu finden und ein erfülltes Leben führen zu können.
Du wünschst dir dabei Unterstützung? Melde dich gerne bei mir für ein unverbindliches Gespräch. Ich freue mich darauf, dich auf deinem Weg zu einem stressfreien und glücklicheren Leben begleiten zu können.
Du bist mehr als du denkst!
Herzlichst,
Kerstin
Tipp: Du suchst nach Möglichkeiten, mit den akuten Auswirkungen von Stress besser umgehen zu können? Erkundige dich bei deiner Krankenkasse nach geeigneten Kursen oder Programmen.